Der Rheingau

Zu den Füßen der Germania auf dem Niederwalddenkmal erstreckt sich der Rheingau. Dabei handelt es sich um das vielleicht bekannteste Weinanbaugebiet Deutschlands, das nur durch einen geologischen Zufall entstanden ist. Auf etwa 30 Kilometer Länge verlässt der Rhein hier seine normalerweise nördliche Fließrichtung und knickt hinter Mainz beinahe im rechten Winkel gen Westen ab, um bei Bingen wieder seine alte Richtung aufzunehmen. Im Zwischenstück sind die Hänge des rechten Rheinufers nach Süden ausgerichtet und eignen sich dadurch perfekt für den Weinanbau.

1.200 Jahre Weinbaugeschichte im Rheingau

Neben dem besonders lang anhaltenden Sonnenschein sind es die bewaldeten Bergrücken des Rheingaugebirges, die für günstige Bedingungen sorgen. In kühlen Nächten verhindern sie, dass Kaltluft in die Hänge darunter einfließt. Gleichzeitig schaffen die Hügel einen Regenschatten. Das Zusammenspiel dieser Faktoren verursacht ein mildes und trockenes Klima, in dem auch im mediterranen Raum heimische Pflanzen wie Oliven- und Feigenbäume gedeihen können.

Blick über den Rheingau nach Rüdesheim

Diese günstigen Bedingungen wurden schon früh für die Weinherstellung genutzt. Schon zur Römerzeit begann durch den „Weinkaiser“ Probus initiiert die Zucht, wobei es für den Anbau im Rheingau in dieser Zeit noch keine sicheren Belege gibt. Nachdem sich die Römer zurückzuziehen mussten, geriet der Weinbau vorübergehend in Vergessenheit und wurde durch Karl den Großen neu eingeführt. Einer Legende nach ist ihm beim Blick von seiner Pfalz in Ingelheim aufgefallen, dass der Schnee am Johannisberg schneller schmilzt als auf den umliegenden Hügeln, und soll daraufhin den Weinanbau im Rheingau befohlen haben. In der Folgezeit wurde das bewirtschaftete Gebiet weiter ausgedehnt und der Weinbau zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor. Daran hat sich bis heute nichts geändert, da die Weine der Region international Bekanntheit erlangt haben.

Vielseitiges Programm für Touristen

Neben dem Weinanbau hat sich in der Rheingau in der jüngeren Geschichte zum Tourismuszentrum entwickelt. Dafür haben neben dem Niederwalddenkmal Sehenswürdigkeiten wie die Drosselgasse in Rüdesheim, der Landschaftspark Niederwald, Reste des römischen Festungswalls Limes und diverse Burgen, Klöster und Kirchen in der Region gesorgt. Zudem locken Veranstaltungen wie das Rheingau-Musik-Festival oder das Literaturfestival „WeinLese“ jährlich Tausende Besucher an. Dadurch bietet der Rheingau für nahezu jeden – vom Weinliebhaber über den Wanderer bis zum Geschichtsinteressierten – das richtige Programm.